Müllsituation in Deutschland
Im Jahr 2019 sind in Deutschland 457 Kilogramm Haushaltsmüll pro Kopf angefallen. Während der Müll aus der Biotonne meist einfach kompostiert wird und Restmüll thermisch verwertet wird, sind bei dem Müll aus der gelben Tonne bzw. dem gelben Sack mehrere Schritte nötig. Der Müll kommt zuerst in eine Sortieranlage und wird dort nach Materialart sortiert. Metallhaltige Abfälle und sortenreine Kunststoffe werden recycelt und wiederverwendet. Der Rest, vorwiegend unreiner Kunststoffmüll, wird verbrannt und ist unwiederbringlich verloren. Jeder Bürger in Deutschland produziert im Jahr etwa 38 Kilogramm Plastikmüll. Untersuchungen zeigen, dass vor allem in die Umwelt gelangtes Mikroplastik gefährliche Folgen für Mensch und Tier haben kann.
Ein Leben ohne Plastik – ist das möglich?
Es ist höchste Zeit für ein Umdenken, doch ein Leben ohne Plastik ist beinahe unmöglich. Vor allem für Kinder sind Kunststoffprodukte deutlich sicherer als Dinge aus Glas oder Metall. Auch in der Sicherheitsbranche sind Schutzwesten aus Kunststoff unverzichtbar. Selbstversuche haben gezeigt, dass die alltägliche Verwendung von Plastik auf ein Minimum reduziert werden kann.
Weniger Plastik im Arbeitsalltag
Im immer hektischeren Arbeitsalltag hat der sogenannte Coffee to go große Beliebtheit erlangt. Über 320.000 werden alleine in Deutschland pro Stunde getrunken. Der Großteil wird aus Kunststoff beschichteten Pappbechern oder Kunststoffbechern getrunken. Die bessere Lösung sind Becher aus nachwachsenden Rohstoffen beziehungsweise klassische Tassen aus Glas und Edelstahl.
Viel Plastikmüll wird auch mit dem selbst mitgebrachten Essen verursacht. Häufig werden das Wurstbrot und die Butterbrezel von zu Hause schnell in Folie eingewickelt oder in Plastiktüten gesteckt. Besser sind Tupperdosen aus Kunststoff. Wer keine besitzt, sollte am besten Brotdosen aus nachhaltigem Material kaufen. Trotzdem ist es allgemein besser, bereits bestehende Dinge zu verwenden, anstatt diese wegzuwerfen und kunststofffreien Ersatz zu kaufen.
Lebensmittel regional kaufen
Obst und Gemüse ist besonders frisch, wenn es in Plastik eingeschweißt ist. Diesen Eindruck könnte man bei einem Spaziergang durch einen Supermarkt bekommen. Doch für unsere Umwelt und auch für unsere vitaminreichen Lebensmittel ist es besser, diese lose zu kaufen. Auf regionalen Wochenmärkten, beim Bauern um die Ecke oder in Bioläden werden sie deshalb einzeln oder in ökologischen Kisten verkauft.
Viele Fleisch- und Wurstwaren werden für eine längere Haltbarkeit eingeschweißt und verkauft. Ähnlich wie beim Obst und Gemüse kann ein Einkauf in kleinen Bioläden oder bei einem Metzger mit eigener Schlachtung und Direktvermarktung viel Müll sparen. Viele dieser Läden bieten ein ausgeklügeltes System an, damit ihre Ware in eigens vom Kunden mitgebrachte Behälter gelegt werden darf.
Auch bei Milch und Joghurts kann man viel Kunststoffmüll vermeiden. Anstatt im Plastikbecher oder im beschichteten Tetrapack gibt es beides ebenfalls im Glas zu kaufen. In vielen Regionen gibt es bei Milchbauern sogenannte Milchtankstellen. Dort kann besonders frische Milch direkt in eigene Glasflaschen abgefüllt werden.
Plastikfreie Hygieneartikel
Neben unserer Ernährung fällt auch bei der täglichen Hygiene viel Müll an. Beginnend bei der Körperpflege am Morgen sind fast all unsere Shampoos, Seifen und die Zahnpasta in Plastiktuben verpackt. Was viele gerne vergessen, auch unsere Zahnbürste ist ein Wegwerfprodukt und landet nach einiger Zeit im Restmüll. Mikroplastik ist zudem in vielen Kosmetikartikeln enthalten. Zahnbürsten aus Holz, Shampoos im Glas oder Kernseifen sind kunststofffreie Alternativen. Zahnpasta ist in Tablettenform und ohne Plastikverpackung erhältlich. Für Damenhygieneartikel gibt es ebenso Lösungen. Von waschbaren Binden bis hin zu Tampons aus Papier gibt es zahlreiche plastikfreie Produkte. Zudem sollte man seinen Rasierer mit Wegwerfklingen durch ein Rasiermesser oder einen Rasierhobel ersetzen.
Im Gegensatz zu den Lebensmitteln sind Hygieneartikel aus nachwachsenden Rohstoffen schwieriger zu finden. Mittlerweile öffnen aber in vielen Regionen Unverpacktläden, die sich auf ein verpackungsfreies Sortiment spezialisiert haben. Wer unnötigen Müll vermeiden will, sollte dort seine Einkäufe tätigen. Dort können auch Kochutensilien wie beispielsweise Kochlöffel aus Holz oder andere umweltfreundliche Alltagsgegenstände erworben werden.
Weniger Müll durch Leitungswasser
Dank dem Pfandsystem in Deutschland werden viele Plastikflaschen recycelt und wiederverwendet. Dieser Prozess ist allerdings nicht beliebig oft möglich und die Qualität des Kunststoffes sinkt. Um der verzögerten Verursachung von Müll vorzubeugen sollte man Leitungswasser trinken. Beinahe im ganzen Land erfüllt Leitungswasser Trinkwasserstandards und abgefüllt in verschließbare Glasflaschen oder Metallflaschen kann das Leitungswasser leicht mitgeführt werden. Mit einigen Haushaltsmitteln können übrigens eigene Limonaden hergestellt werden. Ein weiterer Vorteil ist, dass man sich das nach Hause schleppen der Flaschen und die Zeit bei der Pfandrückgabe spart.